Marseille ist wegen Randale von Fussballfans gerade die meistdiskutierte Stadt in Frankreich. Dabei gibts auch ohne EM Probleme. Menschen haben darin Sex, manchmal auch nur schnell zwischen zwei Sitzungen. Man sieht Brüste. Der Bürgermeister zieht sich manchmal eine Linie Koks rein, weil er ein ehrlicher Mann ist, der mit unehrlichen Gegenspielern konfrontiert wird.
Seine Tochter liebt die falschen Männer. Seine Frau ist schön, krank und verzweifelt. Die Bosse und Unterhunde in den Banlieues fahren teure geklaute Autos, und auch sie lieben sich ins Verderben. Es sind zum Beispiel viel shakespearsche Anleihen zu finden mit dem vielen Drama und dem knapp bemessenen Personal. Das reale Marseille wurde zur Kulturhauptstadt herausgeputzt, hat jedoch — nicht nur in EM-Zeiten mit randalierenden Fussballfans — mit grossen Problemen zu kämpfen, auch wegen seiner grossen multikulturellen Vielfalt.
Das wird angedeutet, tiefer geht man aber nicht. Wer Stilstudien mag, wird auch die Serie mögen. Man trägt gerne Schwarz in Marseille, doch immer, wenn das langweilig zu werden droht, taucht jemand in einem interessanten Kleidungsstück auf. Egal, ob sie im Coco-Chanel-Faden herumrennen oder Secondhandkleider tragen, sie sehen einfach immer umwerfend aus.
Dass sie immer gut aussieht, verdankt sie ihren Basics: Stiefel, Jeans, weisse Bluse, spezielle Jacke. Französische Mode ist schlicht. Grandios und stilvoll. Und schreitet fortan stilvoll dezent und ein bisschen langweilig durch die Serie. Ein Wermutstropfen: Das Kostümkonzept wird etwas gar strikt angewendet. Das hat zwar Stil, macht aber auf die Dauer depressiv. Dann doch lieber ein Blumenprint.
Zauberwelten haben im Advent Hochkonjunktur. Sie steckt voller guter Ideen, Magie im Alltag zu geniessen. Bei Fans reisst das ein Loch in den Dienstagabend. Nina Kobelt Tamedia. Warum Französinnen immer gut aussehen. Diese Inhalte sind für unsere Abonnenten. Sie haben noch keinen Zugang? Nina Kobelt; Stefanie Christ vor 4 Jahre. Stefanie Christ, Nina Kobelt vor 4 Jahre.
